Neue Ausstellung in der Galerie Unterlechner in Schwaz
Unter dem geheimnisvoll verrätselten titel anima / animal / anmalen / animismus zeigt sie werke von Maria Henn, malerin aus berlin, die auch als artist in residence in der galerie zu gast ist und dem besucher direkten einblick in ihre arbeitsweise gewährt.
wir sehen eine sehr intensive, energiegeladene zusammenstellung ihrer malerischen werke aus 15
jahren – quasi eine >best of<-schau, kuratiert vom galeristen dr.H.Unterlechner, der frau Henn bereits
1999 kennen- und schätzen lernte.
in den hellen ruhigen räumen der galerie erleben wir eine sehr faszinierende präsentation hoch aktueller zeitgenössischer kunst, für die man sich zeit nehmen muss. kommt man zudem noch ins gespräch mit frau Henn – deren typus und habitus auf angenehme weise mit ihrer malerei eine schlüssige einheit bildet – dann öffnet und erschließt sich der gewichtige titel schicht um schicht und erweist sich als wirklich treffend.
anima steht für die seele – und in der tat ermöglicht diese malerei tiefe einblicke ins wesensinnere und ist weder verkopft noch ideen-befrachtet, sondern spricht das emotionale zentrum direkt an und entspringt aus spontaneität, improvisation und expressivität. „das Wilde“ in der welt ist in diesen werken anwesend – ob subtil oder sehr deutlich im malerischen gestus und in den verwendeten materialien.
dazu passt animal – das tier : Der stier, der adler, der tiger – jedem widmet die künstlerin Maria Henn eine eigene werkgruppe. es sind mythische, hoch-symbolische kraft- und symbol-, bzw. totem-tiere, die in wahrlich kraftvollen bildern uns „anspringen“ oder „beflügeln“.
das anmalen finden wir im titel der ausstellung – anstelle von nur „malen“- , weil die künstlerin die Leinen-Wand, auf die sie die farben und collagierten materialien dick, pastos, reliefartig auch mit den fingern aufträgt, oft wie den schleier erlebt, der uns von der geistigen welt trennt und den wir – als Medium – sehnsuchts-voll wie einen paravent, raumteiler an-malen mit imaginationen der heimat.
all das fasst und fokussiert der animismus – der für die frühen archaischen vor-formen der religion und philosophie des menschen steht. seine gesamte belebte und unbelebte erlebniswelt nahm der frühe mensch als“ beseelt “ wahr, als von unsichtbaren geister-wesen erschaffen, getragen und bewohnt. und überall gab es damals schon den besonders „begabten“ menschen und „spezialisten“, der für die gemeinschaft die verbindung zu diesen unergründlichen Mächten und schützenden begleitern herstellte und nutzte.
im spannungs-raum und dialog mit den werken von Maria Henn legt sich der gedanke nahe, dass heute der künsler als der zeitgemäße stellvertreter jener Mittler gesehen werden kann, und die von uns so hoch geehrte Kunst als eine vom homo creator selbst geformte „moderne“ natur-religion erlebt werden kann.
solche assoziationen werden von der künstlerin ausdrücklich und mit einem lausbübischen lächeln begrüßt.
Wolf Vogler Berlin Juni 2012