Roy Lichtenstein

Turkey shopping bag 1964, Detail, Siebdruck-TüteRoy Fox Lichtenstein (* 27. Oktober 1923 in Manhattan; † 29. September 1997 ebenda) war ein US-amerikanischer Lehrer und Maler der Pop Art. Neben Andy Warhol war er der wohl bekannteste Vertreter dieser Kunstrichtung. Der Durchbruch gelang ihm 1961 mit dem Bild Look Mickey (dt. Schau mal Micky), sein Stil wurde der industrielle Stil des gedruckten Comics. In seinen späteren Arbeiten orientierte Lichtenstein sich dagegen wieder an seinen expressionistischen und surrealen Wurzeln. Mit dem Kyoto-Preis wurde ihm 1995 eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um Wissenschaft und Kultur verliehen. [Wikipedia]

Look Mickey, der Durchbruch einer Provokation

Von 1960 bis September 1963 war Lichtenstein an der Rutgers University in New Jersey angestellt und zog auch dorthin um. Er lernte dort Allan Kaprow kennen, der ihn mit Robert Watts, Claes Oldenburg, Jim Dine, Robert Whitman und anderen bekannt machte. Kaprow wurde bekannt durch seine Etablierung von Happenings und Installationen, die die Kunst mit der Verwendung von Alltagsgegenständen verband. Diese Einstellung teilte er mit seinem Lehrer, dem Musiker John Cage, der auch als Mentor der beiden Extremkünstler Robert Rauschenberg und Jasper Johns galt. Deren extremer Umgang mit der Kunst stellte für Lichtenstein die Grundlage für seine provokativen Comicbilder dar. Lichtenstein experimentierte erst mit Kaugummibildern und kam dann auf die Idee, diese großformatig zu produzieren. Als Experiment gestartet, begeisterte diese Idee den Maler und 1961 brach er dann auch mit den restlichen Traditionen der bisherigen Malerei, indem er die Imitation der industriellen Drucktechnik und vor allem die aus den Comics bekannte Sprechblase in seinen Bildern verwandte.

1961 BIS 1965 (AUSWAHL, EXTERN)

  • LOOK MICKEY (1961)
  • ROTOBROIL (1961)
  • GIRL WITH BALL (1961)
  • MASTERPIECE (1962)
  • THE KISS (1962)
  • TAKKA TAKKA (1962)
  • GOLFBALL (1962)
  • ART (1962)
  • R-R-R-R-RING (1962)
  • WOMAN IN BATH (1963)
  • WHAAM! (1963, MIT VORLAGE)
  • THINKING OF HIM (1963, MIT VORLAGE)
  • AS I OPENED FIRE (1964, MIT VORLAGE)
  • OOOH … ALRIGHT! (1964)
  • VICKY! (1964)
  • GIRL WITH HAIR RIBBON (1965)
  • GRRRRRRRRRRR! (1965)
  • SWEET DREAMS BABY! (1965)

Das erste Resultat dieser neuen Idee war 1961 das Bild Look Mickey (dt. Schau mal Micky), auf dem Mickey Mouse und Donald Duck auf einem Bootssteg dargestellt waren. Donald ruft begeistert aus Look Mickey, I’ve hooked a big one!!, obwohl sich sein Angelhaken nur in seiner Jacke verfangen hat, Mickey steht grinsend mit vorgehaltener Hand hinter ihm. Mit diesem Bild gelang Roy Lichtenstein der Durchbruch; sein Stil wurde zugleich der industrielle Stil des gedruckten Comics. Im gleichen Jahr malte er sechs weitere Bilder in demselben Stil. Unter diesen Bildern findet sich auch Mr. Bellamy. Lichtenstein legte seine Bilder im Herbst dem New Yorker Galeristen Leo Castelli vor, der sie sofort für seine Galerie akzeptierte. Einige Wochen später tauchte in der gleichen Galerie auch Andy Warhol mit Comicbildern auf, diese lehnte Castelli jedoch ab. Als Warhol die Bilder Lichtensteins sah, schwor er den Comics ab, da er diese Nische als besetzt und in Lichtenstein seinen Meister erkannte. Stattdessen verlegte er sich auf die künstlerische Darstellung von Quantitäten und Wiederholungen, mit denen er dann weltbekannt wurde.

1962 waren alle Bilder an bedeutende Sammler verkauft und Roy Lichtenstein war in der Lage, von seinen Bildern zu leben. Diese Erfahrung verarbeitete er 1962 in seinem Masterpiece (dt. Meisterstück), in dem er die Protagonistin zu ihrem Begleiter sagen lässt: Why, Brad Darling, this painting is a Masterpiece! My, soon you’ll have all of New York clamoring for your work!. In diesem Jahr nahm Lichtenstein auch an den ersten wichtigen Ausstellungen der Pop Art teil:

  • The New Paintings of Common Objects im Pasadena Art Museum
  • New Realists in der Sidney Janis Gallery, New York

Kunst und Kommerz

1963 zog Roy Lichtenstein wieder nach New York und widmete sich im folgenden Jahr ganz der Malerei. In der Folgezeit entstanden eine Vielzahl von Werken des Künstlers, die in verschiedene Themenbereiche einzuordnen sind und oftmals als Serien gemalt wurden. Neben der reinen Malerei widmete sich Lichtenstein auch der Plastik sowie der Installation künstlerischer Objekte; auch hier immer auf den Lichtenstein-Stil bedacht. Roy Lichtenstein nutzte im Gegensatz zu Andy Warhol nie Fotografien als Vorlage für seine Bilder. Stattdessen verwandte er weiterhin Vorlagen aus Comicserien oder auch aus dem Branchenbuch, wie etwa bei Girl with Ball (1961, dt. Mädchen mit Ball).

Sein Frühwerk zeichnete sich noch durch eine starke Themenfächerung aus. Bei vielen dieser Bilder sind die Vorlagen noch greifbar und ein direkter Vergleich ist möglich. Bei anderen, wie etwa der Darstellung Golf Ball, handelt es sich offensichtlich um Studien zur Dreidimensionalität. Starke Einflüsse von Pablo Picasso und von Piet Mondrian lassen sich bei den Bildern Lichtensteins dieser Zeit erkennen, zugleich werden in seiner simplen Objektwahl Parallelen zu zeitgenössischen Künstlern wie Claes Oldenburg deutlich, der Tortenstücke oder Sandwiches aus Vinyl oder Gips gestaltete. Unübersehbar von der Überflutung mit Werbung für neuartige Geräte und Gegenstände der Zeit beeinflusst, entstanden Bilder wie Roto Broil (1961, dt. Friteuse), Washing Mashine (1961, dt. Waschmaschine) oder Sock (1961, dt. Socke). Diese „kommerzielle Kunst“ teilte mit den Comicbildern die subtile Darstellung. Die Wiedergabe von Alltagsgegenständen stieß bei den Kunstkritikern auf Ablehnung, nicht jedoch bei den Käufern bei Castelli. Durch seinen Versuch, die industrielle und damit kommerzielle Produktion der Comics zu kopieren, steigerte Lichtenstein die enge Verbindung zwischen Kunst und Kommerz weiter. Spätestens mit seinem Werk Art (1962) führte er die traditionelle Institution Kunst ad absurdum, indem er ein beinah zwei Quadratmeter großes, in schwarzer Schrift gehaltenes Wort als Kunst darstellte: ART, auf deutsch: Kunst.

Gerade die Kriegsbilder dieser Zeit wurden häufig als eine Antikriegshaltung des Künstlers interpretiert, der Lichtenstein aber eine deutliche Absage erteilte:

„Es ist kein vorrangiges Ziel meiner Kriegsbilder, militärische Aggressivität in einem absurden Licht darzustellen. Persönlich finde ich, unsere Außenpolitik ist in vieler Hinsicht barbarisch gewesen, aber das ist es nicht, worum es mir bei meiner Arbeit geht, und ich will diese weitverbreitete Position auch nicht ausschlachten. Das Thema meiner Arbeit betrifft eher unsere amerikanische Definition von Bildern und visueller Kommunikation.“ 

[Wikipedia]

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