Leider dringen Tod, Zerstörung, Fremdenhass und Neid immer mehr in unseren Alltag. Die Medien entwickeln zunehmend den Erhgeiz, überall live dabei sein zu müssen. Sie bombardieren uns mit sensationslüsternen Gräuelberichten. Auch Politiker tragen das Ihre zu diesen schier aussichtslosen Situationen bei. Und mangels Rückgrat und wahltaktischen Gründen kommt es zu krassen, sich oft widersprechenden Fehlentscheidungen.
So musste ein künstlerisches Statement zu diesem Thema in die Galerie. Viele Kunstschaffende sind in der gleichen Lage. Sie wollen, wie auch in vergangenen Zeiten, die schreienden Ungerechtigkeiten unserer jetzigen Welt aufzeigen, sichtbar machen – sei es in der Literatur oder in der bildenden Kunst. So konnte ich überraschend viele Arbeiten zu meinem Thema „KRIEG-BEDRÄNGNIS, FLUCHT-HOFFNUNG“ für diese Ausstellung finden.
Die große Herausforderung war es, diese Arbeiten nach Themengruppen zu ordnen, und damit einen Beitrag zu einer eindeutigen Verurteilung von Gewalt, Hass, Rassismus und Engstirnigkeit, sowie einen Beitrag zu einer dringenden Aufforderung für TOLERANZ, MUT, HILFSBEREITSCHAFT und OFFENHEIT zu leisten.
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Die Themen KRIEG und BEDRÄNGNIS mit Arbeiten von Peter KRANEBURGER (rami flieg: Fotofolge eines Vaters, der seinen Sohn vor Kugelhagel zu schützen versucht- vergeblich, am dritten Foto treffen den Sohn tödliche Schüsse) und Johannes HAIDER (kalt überdeckt) ziehen sich hinter dem „Vorhang“ der Seelenkokons von Ursula BEILER weiter zu den expressiven Schmerzbildern Wilhelm LIENTSCHERS. Er versucht mit Hilfe von Füßen und Händen Schmerz und Leid auszudrücken, während Dagmar ROOS-SELOS in einer abstrakten Stoff-Acrylarbeit Schmerz mit oranger Farbe definiert. Ursula BEILER ergänzt ihre Kokons, die für Transformation stehen, mit einem monumentalen, aus Kohle gefertigten Rosenkranz- als Symbol des gemeinsamen Totengebets. Seitlich der Stahlplatten „perforierte Lebensläufe“ von Alois SCHILD weisen im Stacheldraht verlorene Spielsachen, flankiert von einer Verschleierten und einer symbolischen Klagemauer auf die Grausamkeit des ausweglosen Palästina-Israel-Konflikts. Im Kubus zeigen Farbradierungen von Adolf FROHNER (5 Bindungen), Ziad AL ABBOs Abstraktion, Ibrahimoglu SAMATAGAs „Die Zersägten“ (Verfolgten) und „Die Gespaltene“, oder die vier Nornen Gernot Egwald EHRSAMs Ausweglosigkeit, Unterdrückung und Trauer.
Das Tema FLUCHT, TRANSFORMATION begegnet dann weiter im restlichen Hauptraum bei signifikanten Arbeiten von Simone THURNER. Schemenhafte Frauen auf der Flucht und ein Portrait eines atomar Bedrohten weisen auf Wandel und Veränderung. Überraschung bergen die neuen Malereien einer „anderen“ Andrea HOLZINGER. Sie hat sich vom für sie typischen Fotorealismus gelöst, entwickelt einen freieren Duktus. Ihre Beiträge zeigen eindrucksvoll Bedrängnis von fliehenden Einzelschicksalen, aber auch bei Schutzsuchenden, sich zusammendrängenden Menschen. Eine äußerst interessante Neuentseckung, John CRABTREE aus England, ergänzt sensibel das Thema der Ausstellung. Seine Mischtechnik-Arbeiten „boy in suitcase“, „fence“ oder „passing of our grandfathers“ beeindrucken. Unsere Unmenschlichkeit will Alois SCHILD mit seiner Flucht-Installation „Fragwürdige Lebenserfahrung“ aufzeigen. Die sich unmerklich wandelnde Harz-Skulptur von Alfons PLANER im Zentrum der Ausstellung (TaT1) steht für Transformation. Der Künstler betonte in einer Diskussion, die sich bei der Vernissage entwickelte, dass er diese Veränderung, diese Transformation,auch auf den Teil der Ausstellung über Krieg und Bedrängnis ausgedehnt haben wolle. Im angrenzenden Nebenraum suggerieren weite, ruhige Landschaften mit schemenhaften Figuren von Jürgen MAROSE endlich HOFFNUNG. Ein weißes Friedensbild mit Vogelflügeln von Maria HENN und eine Installation von leeren Rahmen weisen auf Wandel und eine noch ungewisse Hoffnung für Schutzsuchende, vielleicht auf ein besseres Leben in Freiheit.