Nach 1945 erreichte die abstrakte Malerei ihren Höhepunkt. Sie hat bis ins 21. Jahrhundert gleiches Gewicht wie das Figurale. Es begegnen sich jedoch häufig die Wege zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.Als Paradebeispiel sei Robert Lichtensteins Arbeit „Cow is going abstract“ genannt.
In der Ausstellung „GALERIE UNTERLECHNER GOES ABSTRACT“ möchte ich unter anderem einige Beispiele dieser Wege zeigen. Von Berühmtheiten wie Miro oder Picasso bis zu lokalen Meistern wie Birgit Sauer oder John Crabtree. Auch Max Weiler beschritt im Laufe seines Künstlerlebens den Schritt vom Figuralem zum Abstrakten.
Galerie Unterlechner – goes abstract
- Juli – 12. August— 2. – 24. September
Abstraktion begegnet in der Kunst bereits in der frühesten Menschheitsgeschichte. Entstanden ist diese aber ausschließlich durch den Willen einer figuralen Darstellung oder durch schmückendes Beiwerk. Die Wege zum Abstrakten in der abendländischen Malerei wurden zum ersten Mal am Beginn des 20. Jahrhunderts durch Wassily Kandinsky und Kasimir Malewitsch beschritten. Nach 1945 erreichte die abstrakte Malerei ihre größte Bedeutung und ist nach der Renaissance einer neuen Gegenständlichkeit eine gleichberechtigte Ausformung der bildenden Künste. Es kreuzen sich jedoch immer wieder die Wege von Gegenständlichkeit zur Abstraktion oder umgekehrt.
In der Ausstellung „GALERIE UNTERLECHNER.GOES ABSTRACT!“ möchte ich einige Beispiele dieser Wege zur und von der Abstraktion zeigen. Von Juan Miro mit seinen auf geometrische Formen reduzierten Arbeiten bis zu abstrakten Arbeiten von Johannes Haider oder Alexander Vogels mit ganz konkreten Betitelungen. Hier seien die Arbeiten „Die Welle rollt an den Strand“ und das Triptychon „Snowflakes are dancing, Brennender Text, Schilfbrand“, oder „Mountainrange“ erwähnt. Oder Pablo Picassos Kreidezeichnungen von der Stierkampfarena, die beinahe schon an eine Abstraktion herankommen. Klassische Abstraktion nach Jackson Pollock zeigt uns Jean Doyle. Hans Staudacher gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der klassischen Informel-Malerei in Österreich. Frühwerke von Adolf Frohner zeigen auch die abstrakte Linie, die Gestik des Automatismus. In diese Ausrichtung der Abstraktion reiht sich auch der Tusch-Gestus eines Markus Prachensky. Als Gegensatz dazu stellt sich die konstruktive Linie sozusagen selbst dar. Beispiele dafür sind Arbeiten von Wolfgang Seierl, Birgit Sauer und Jordi Rosés mit Kreisen oder auch Martin Krampen mit geometrischen Formen in seinen Derivaten. Schrift in ihrer Abstraktion finden wir in verschiedenen Ausformungen bei Birgit Sauer, Johannes Haider, Carlo Pizzichini und auch bei John Crabtree mit seinen streng getrennten Bildebenen. Dazu im Gegensatz dient Maria Henn in ihrer Arbeit „The daily pain in the ass“ die Schrift zur Schilderung eines emotionalen Zustands.
Ein breites Feld bei den Abstrakten spielen auch Farben, gegenstandslose Farbflächen ohne bestimmenden Kompositionsprinzipien. In diese Richtung könnte man Georg Brandner, Siegfried Kaden, Alexander Vogels, Kurt Linter, Heinz Göbel und Maria Moser, sowie atypische Arbeiten von Kersten Thieler-Küchle und Johannes Haider reihen. Eine rein flächige Farbabstraktion finden wir bei Thomas Ritter und auch bei der Reihe „Ergon“ von Birgit Sauer. Diese Arbeiten führen zu einer weiteren Ausformung der abstrakten Malerei, die die Farbe auch als Substanz heranzieht. Farbe wird als greifbare Materie verstanden, wie eben bei Birgit Sauer, bei Johannes Haider und bei Gunter Damisch.
Eine ganz andere Spielart der Abstraktion birgt die Decollage. Es entstehen von geklebten Plakatschichtungen Rissbilder, die bei „Quasi-Landschaften“ von Martin Krampen oder Ana Beulieu wiederum den Bogen zu figuraler Kunst spannen. Zu diesen angenäherten Landschaften kann man auch Santoni mit seinen Seelenlandschaften und am Rande auch Andrea Holzinger zählen. In die Nähe dieser Ausformung könnte man auch Arbeiten von Max Weiler reihen, wie zum Beispiel die „Adventblume“. Wobei beim späteren Weiler eine Landschaft nicht abstrahiert wird, sondern an sich eine Abstraktion ist.